Studierende der United States Naval Test Pilot School in der Schweiz
Um Testpilotin/Testpilot oder Flugversuchsingenieurin/Flugversuchsingenieur zu werden, benötigt es eine spezielle und lange Ausbildung an einer internationalen Testpilotenschule. Diese beinhaltet unter anderem eine Abschlussarbeit in einem Partnerland. So waren anfangs Mai 2024 drei angehende Testpiloten und ein Flugversuchsingenieur verschiedener Herkunftsländer aus der «United States Naval Test Pilot School» für ihre Abschlussarbeit im Flight Test Center von armasuisse Wissenschaft und Technologie.
Lucas Ballerstedt und Anela Ziko, Stab, Wissenschaft und Technologie

Der internationale Austausch von Studierenden im Bereich der Flugerprobung bringt einen grossen Mehrwert mit sich. Nebst dem Wissensaustausch fördert dies die Zusammenarbeit auf verschiedensten Ebenen.
Der Weg zum Beruf der Testpilotin oder des Testpiloten führt über eine spezielle und lange Ausbildung. Voraussetzung ist die abgeschlossene Ausbildung zur Militärpilotin oder zum Militärpiloten sowie einige Jahre Erfahrung bei der Armee. Anschliessend erfolgt ein anspruchsvolles Ausbildungsjahr an einer internationalen Testpilotenschule. In der westlichen Welt gibt es eine in Frankreich, eine in Grossbritannien und zwei in den USA.
Eine sehr bekannte Ausbildungsstätte ist die United States Naval Test Pilot School (USNTPS) in Patuxent in der Nähe von Washington, D.C. Für die Abschlussarbeit gehen die angehenden Testpilotinnen/Testpiloten und Flugversuchsingenieurinnen/Flugversuchsingenieure jeweils in ein Partnerland. Dafür kommen sie unter anderem auch zum Flight Test Center von armasuisse Wissenschaft und Technologie (W+T) nach Emmen. So trafen anfangs Mai 2024 drei angehende Testpiloten und ein Flugversuchsingenieur verschiedener Herkunftsländer von der USNTPS in der Schweiz ein.
Eine Abschlussarbeit der anderen Art
Die Abschlussarbeit und der Aufenthalt im Flight Test Center von armasuisse W+T dauerte knapp zwei Wochen. Dabei definierte die Schulleitung der USNTPS je eine Mission für den Super Puma und den F-5. Dabei mussten die Studierenden die Eignung der Luftfahrzeuge am Boden und in der Luft erproben und dokumentieren. Je nach Herkunft haben die Studierenden auf nur wenigen verschiedenen Luftfahrzeugen Erfahrung. Mit der Arbeit an einem ihnen unbekannten Luftfahrzeug können sie das während der Ausbildung erworbene Wissen selbst in die Praxis umsetzen. Die Studierende müssen dabei jeweils analysieren, wie gut sich ein Luftfahrzeug für die geforderte Mission eignet. Für die definierten Missionen arbeiteten zwei Studierende auf einem Super Puma, die beiden anderen beschäftigten sich mit dem F-5. Betreut wurden sie durch ausgebildete und erfahrene Testpiloten und Flugversuchsingenieure von armasuisse W+T.
Um die Luftfahrzeuge kennen zu lernen, begannen die Evaluationsarbeiten für die Missionseignung bereits in den Flughandbüchern. So wurden zu Beginn die technischen Daten des Luftfahrzeuges bewertet und eine sogenannte «Ground-Evaluation» durchgeführt. In dieser werden beispielsweise Faktoren wie das Sichtfeld innerhalb des Cockpits, die mechanischen Eigenschaften der Flugsteuerung, aber auch Richtwerte zur Anatomie der Besatzung evaluiert. Letzteres ist wichtig, um sicherzustellen, dass während eines Flugs mit der Wirkung der G-Kräfte zum Beispiel immer noch alle Steuerelemente sicher bedient werden können. Nach der «Ground-Evaluation» führte jeder Studierende zusammen mit einem armasuisse Testpiloten ein bis zwei Testflüge auf «seinem» Luftfahrzeug durch. Nach dem letzten Flug hatten die Studierende vierzehn Tage Zeit, um aus den erhobenen Evaluationsdaten einen umfangreichen Erprobungsbericht zu schreiben und eine Empfehlung über die Missionseignung der Luftfahrzeuge abzugeben.
Warum dieser Austausch?
Die Schweiz ist bereits seit Jahrzenten Partner der USNTPS sowie anderer Testpilotenschulen. So schickte die Schweiz in der Vergangenheit ihre angehenden Testpiloten und Flugversuchsingenieure für die einjährige Ausbildung in die USA, nach Grossbritannien oder Frankreich. Aktuell stecken auch eine angehende Schweizer Testpilotin und ein angehender Flugversuchsingenieur von armasuisse W+T in der Schlussphase ihres Ausbildungsjahres an Testpilotenschulen in den USA.
Für den diesjährigen Besuch war Oliver Bachmann verantwortlich. Er ist seit sieben Jahren Leiter der Flugversuchsingenieure bei armasuisse W+T und absolvierte sein Schuljahr und seine Abschlussarbeit an der École du Personnel navigant d'Essai et de Réception in der Nähe von Marseille, Frankreich. Er betreute in diesem Jahr die zwei Helikopter-Studierenden für die Abschlussarbeit. Für Oliver sind diese internationalen Besuche von Studierenden besonders wertvoll:
«Es fördert den Wissensaustausch auf verschiedensten Ebenen. So lernen die Studierenden sehr viel in kurzer Zeit und können ihr Wissen unter Beweis stellen. Zudem lernen wir von den Studierenden, was der internationale und aktuelle Wissensstand ist und sind immer im engen Austausch mit den Partnerschulen.»
United States Naval Test Pilot School | NAWCAD (navy.mil) [auf Englisch]



