Vertrauen durch Kontrolle: Wie Daniel Rölli Qualität zur Teamaufgabe macht
Qualität entsteht nicht erst bei der Endkontrolle, sie beginnt schon lange vorher. Daniel Rölli, QM-Projektmanager bei MBAS, prüft jede Lieferung genau und sorgt mit seinem Team dafür, dass Fehler möglichst gar nicht erst entstehen. Im Interview erklärt er, warum Vertrauen nur durch Kontrolle wächst, welche Details oft Probleme bereiten und wie sein Team auch bei hohen Stückzahlen Qualität vor Quantität stellt.
Fabio Winkelmann, Fachbereich Kommunikation, Strategischer Stab

Daniel, du bist oft der Erste, der die gelieferten MBAS-Teile prüft. Woran merkst du: Hier stimmt etwas nicht?
Das merke ich sofort, wenn die kontrollierte Lieferung anders verarbeitet ist als die zuvor gesendeten Vorabmuster (so nennt man die Muster vor Produktionsbeginn). Auch wenn Punkte, die wir bei den Vorabmustern bemängelt haben, in der Lieferung nicht korrigiert wurden, fällt das gleich auf.
Was bedeutet für dich persönlich Qualitätssicherung – verglichen mit Kontrolle – und welche Missverständnisse begegnen dir dabei häufig?
Für mich bedeutet Qualitätssicherung, Fehler von Anfang an zu vermeiden, statt sie erst im Nachhinein zu finden. Dazu gehören systematische Prüfungen von Vorab- und Serienmustern, Stichkontrollen bei den Lieferungen, klare Prozessstandards, kontinuierliche Verbesserungen und enge Zusammenarbeit im Team. So stellen wir sicher, dass die Prozesse laufend besser werden und die Produkte zuverlässig den Vorgaben entsprechen. Ein häufiges Missverständnis ist zum Beispiel, dass gute Lieferantenqualität automatisch auch im nächsten Jahr erhalten bleibt. Oder, dass reine Kontrolle ausreicht, statt Prozesse aktiv zu optimieren.
Wir arbeiten mit klaren Prioritäten, standardisierten Prozessen und einer Kultur des offenen Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung.
Wie schafft ihr es als Team, bei der enormen Menge an Teilen konsequent Qualität vor Quantität zu stellen und euch dabei gegenseitig zu unterstützen?
Unser Q-Team Textilien besteht aus drei Personen, bestehend aus mir als «alter Hase» und meinen zwei Kolleginnen die dieses Jahr dazugestossen sind. Wir teilen die Qualitätskontrollen – also Bekleidung, Schwerkonfektion und Gewebe – nach unseren jeweiligen Stärken auf. Bis Ende dieses Jahres haben wir für die Kontrolle der MBAS-Artikel noch Unterstützung durch die Mitarbeitenden aus der Technik.
Um bei der hohen Menge an Artikeln und Stückzahlen konsequent Qualität vor Quantität zu stellen und uns gegenseitig zu unterstützen, setzt unser Team auf klare Ziele, offene Kommunikation, Vertrauen und eine gelebte, positive Teamkultur. Dazu gehören auch eindeutige Rollenverteilungen, etablierte Kommunikationsstrukturen, regelmässiger Wissensaustausch und die Förderung des «Wir-Gefühls». Kurz gesagt: Wir arbeiten mit klaren Prioritäten, standardisierten Prozessen und einer Kultur des offenen Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung – damit Qualität auch bei hohen Stückzahlen immer an erster Stelle steht.
Gibt es ein Kleidungsstück oder Detail, das besonders oft durch die Prüfung fällt – und warum?
Am schwierigsten sind Artikel mit Leuchtstreifen oder Leuchtbuchstaben, die auf dem Gewebe fixiert werden müssen, dass sie auch nach dem Waschen noch halten. Ebenso anspruchsvoll sind Artikel mit verschweissten Nähten; dabei handelt es sich um Nähte, die mit Schweissband verklebt sind, damit sie wasserdicht werden. Dieser Prozess ist besonders schwierig, weil beim Schweissvorgang sehr viele Parameter exakt stimmen müssen.
Wenn du die Qualitätskontrolle bei MBAS in einem Satz zusammenfassen müsstest – wie würdest du sie beschreiben?
Die MBAS-Qualitätskontrolle ist eine strukturierte, risikobasierte und transparente Zusammenarbeit mit klaren Prioritäten, standardisierten Prozessen und frühzeitiger Fehlererkennung, um Qualität vor Quantität sicherzustellen.
Im Spannungsfeld zwischen Normen, Prüfverfahren und individueller Einschätzung geht es darum, klare Leitplanken mit pragmatischer Flexibilität zu verbinden.
Zwischen Normen, Prüfverfahren und individueller Einschätzung – wie findest du in diesem Spannungsfeld den richtigen Weg? Gibt es Situationen, in denen das besonders schwierig war?
Im Spannungsfeld zwischen Normen, Prüfverfahren und individueller Einschätzung geht es darum, klare Leitplanken mit pragmatischer Flexibilität zu verbinden. Schwierige Situationen treten oft auf, wenn:
- Normen vage oder interpretationsabhängig sind und keine eindeutige Handlungsanweisung existiert.
- Abweichungsverfahren unter Zeitdruck und ohne ausreichende Daten angewendet werden müssen.
- Neue Materialien, Prozesse oder Technologien eingeführt werden, bei denen etablierte Prüfverfahren nicht greifen.
- Die Risikobewertung subjektiven Faktoren unterliegt (z. B. ästhetische Anforderungen vs. funktionale Sicherheit).
In solchen Fällen helfen klare Beurteilungsrundlagen, Minimierung von Unsicherheit durch Probeläufe, zusätzliche Stichproben und eine nachvollziehbare Dokumentation der Entscheidung.
Gibt es ein Erlebnis in der Qualitätsprüfung, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist – vielleicht, weil etwas ganz anders lief als erwartet?
Einmal wurde uns eine Lieferung T-Shirts zugestellt. Wie üblich führten wir eine Stichkontrolle über alle Grössen durch und überprüften dabei unter anderem die Halslochweite. Dabei zeigte sich, dass diese bei den gemessenen T-Shirts weit ausserhalb der Toleranz lag. Die Ursache: Das Halsloch war anders verarbeitet worden als bei den von uns kontrollierten und freigegebenen Vorabmustern.
Wie bleibst du konzentriert – auch bei Routineaufgaben mit hohem Durchsatz? Gibt es Rituale, Orte oder Tools, die dir helfen?
Bewegung ist für mich sehr wichtig. Ich schaue, dass ich regelmässig aufstehe und mich bewege, gerade wenn ich lange am Schreibtisch sitze oder stehend Lieferungen kontrolliere. Privat finde ich meinen Ausgleich beim Reisen, bei kulturellen Veranstaltungen oder auch einfach beim gut essen gehen.


