Die Entstehung der Innovationsräume VBS
Die heutigen Innovationsräume resultierten aus einer externen Analyse der Beschaffungsabläufe des VBS. Um Innovation zu fördern, empfiehlt der daraus resultierende Bericht einen sogenannten Innovationsraum ins Leben zu rufen. Innovationsräume erlauben es, zu einem bestimmten Thema innovative Lösungen zu identifizieren, zu entwickeln, zu erproben und anschliessend zu verwerten. Dies kann einerseits dazu dienen, erkannte Fähigkeitslücken optimal zu schliessen, andererseits aber auch Fähigkeitslücken überhaupt zu erkennen.
Anela Ziko und Jens Rehanek, Fachbereich Innovation und Prozesse, Kompetenzbereich Wissenschaft und Technologie

Gemäss Deloitte-Bericht können Innovationsräume als mögliches Vorgehen gewählt werden, um bereits frühzeitig Erkenntnisse für ein späteres Vorhaben zu gewinnen, sowie grössere Fehlinvestitionen zu vermeiden.
Innovationen sind allgegenwärtig. Sie resultieren meist daraus, dass Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen besser, schneller oder bedarfsgerechter ausgerichtet werden. Sie unterziehen sich somit einem Veränderungsprozess. Dabei ist Innovation längst nicht mehr nur Startups oder der Industrie zuzuschreiben. Auch Hochschulen sowie Bundesbehörden widmen sich seit einiger Zeit immer intensiver diesem Thema. So auch das Bundesamt für Rüstung armasuisse.
Deloitte-Bericht als Startschuss der Innovationsräume
Den Startschuss für die Errichtung der «Innovationsräume VBS» gab das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Im Jahr 2019 hat das VBS die Firma Deloitte Consulting AG (Deloitte) damit beauftragt, die Beschaffungsabläufe des Departements VBS zu analysieren.
Im Sommer 2020 wurden, basierend auf den Analysen, mehrere Empfehlungen seitens Deloitte kommuniziert. Eine Empfehlung in ihrem Bericht lautet, Innovation zu fördern und hierfür ein Instrument, den sogenannten Innovationsraum, einzuführen. In ihrem Verständnis wird ein Innovationsraum definiert als «zeitlich begrenzt, ad hoc zusammengesetzt unter Einbezug des Bedarfsträgers, der Beschaffungsstelle und gegebenenfalls der Industrie und den Hochschulen». Ein solcher Innovationsraum zielt darauf ab, potentielle Fehlinvestitionen bei Beschaffungen zu minimieren, Teilbeschaffungen zu ermöglichen und dabei Erfahrungen mit unterschiedlichen Lösungsansätzen zu sammeln und entsprechendes Wissen aufzubauen. Dabei gilt es zu betonen, dass ein Innovationsraum nicht die regulären Beschaffungsabläufe ersetzt. Vielmehr ermöglicht ein solcher Raum, für identifizierte Herausforderungen frühzeitig verschiedene Lösungsansätze zu untersuchen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in die anschliessende Beschaffung einfliessen zu lassen.
Aus einem Innovationsraum werden fünf Innovationsräume
Mit diesem Deloitte-Bericht war die Basis geschaffen, das Thema Innovationsraum aufzugreifen, Grundlagen auszuarbeiten und das Thema Innovation voranzutreiben. Den Auftrag hierfür hat die Departementschefin des VBS, Bundesrätin Viola Amherd, 2020 der armasuisse übergeben. Seit diesem Zeitpunkt befasst sich der Kompetenzbereich Wissenschaft und Technologie (W+T) intensiv mit der Etablierung des Innovationsraums – genauer gesagt mit den Innovationsräumen.
In einem ersten Schritt haben Mitarbeitende von armasuisse W+T Interviews mit internationalen und mit Innovation betrauten Verteidigungsorganisationen geführt. Eine Erkenntnis aus diesen Interviews ist, dass je nach Fragestellung sowie Reifegrad der verfügbaren Lösungen unterschiedliche, innovationsfördernde Instrumente zum Einsatz kommen. Dies war der Ursprung um nicht mehr von einem, sondern mehreren bedarfsorientierten Innovationsräumen zu sprechen. Dadurch können Erkenntnisse bestmöglich gesammelt und schliesslich für eine allfällige Beschaffung verwertet werden. Im Fokus steht dabei, stets auch verschiedene Lösungsansätze verfolgen zu können und möglichst offen solche Lösungen zu finden, welche die aktuelle Fragestellung am besten beantworten können. Definiert wurden schliesslich fünf Innovationsräume: Wettbewerb, Booster, Idea Lab, Sandbox und Test Run. Mehr Details zu diesen einzelnen Räumen erfährst Du im nächsten Beitrag.
Wie aus einem Bedarf eine Lösung wird
Am Anfang eines jeden Innovationsraumes steht eine Herausforderung, auch Bedarf genannt, nicht jedoch eine Lösung. So sind es die Innovationsräume, mit denen funktions- und organisationsübergreifend Lösungen erst erarbeitet werden sollen. Im militärischen Kontext werden diese Herausforderungen in erster Linie durch die zukünftig geforderten militärischen Fähigkeiten beschrieben. Das bedeutet, dass die Lücken zwischen den heutigen und zukünftigen Fähigkeiten geschlossen werden müssen. Dadurch wird auch gleich das Ambitionsniveau der Herausforderungen beschrieben. Es handelt sich somit nicht um kurzfristig, sondern um mittel- bis langfristig wirksame Innovation.
Nachdem der Bedarf geprüft und als geeignet für eine Umsetzung über die Innovationsräume erkannt wurde, wird er sowie der Lösungsmarkt vertiefter analysiert. Daraus resultiert die Wahl des geeigneten Innovationsraumes, beruhend auf Kriterien wie zum Beispiel der Existenz, Reife und Einsatztauglichkeit identifizierter und potentieller Lösungen. Für die Umsetzung stehen fünf unterschiedliche Innovationsräume zur Verfügung. Je nach gewähltem Raum handelt es sich dabei zum Beispiel um offene Innovation in Form eines Wettbewerbes oder Studienauftrags, oder um einen direkten Truppenversuch mit einer innovativen, aber in der Schweiz bisher unbekannten und unerprobten Lösung zur Bedarfsdeckung. Sobald ein Innovationsraum ausgewählt und weitere Details wie etwa die Finanzierung geklärt wurden, kann das Innovationsprojekt gestartet werden. Mehr zu den einzelnen Räumen und deren möglichen Anwendungen erfährst Du im kommenden Beitrag.
