Aller guten Dinge sind fünf: Die Innovationsräume VBS
Die Wahl des geeignetsten Innovationsraums hängt immer davon ab, ob Lösungen bereits verfügbar sind und falls ja, wie weit diese fortgeschritten sind. Im Folgenden werden wir dir die Innovationsräume VBS näherbringen und erläutern, wie diese mit dem Lösungsreifegrad zusammenhängen.
Anela Ziko und Jens Rehanek, Fachbereich Innovation und Prozesse, Kompetenzbereich Wissenschaft und Technologie

Die Wahl des geeigneten Innovationsraums orientiert sich an verschiedenen Kriterien. Sie ist abhängig von der Herausforderung, dem Lösungsreifegrad der verfügbaren Lösungen, sowie der angestrebten Lösung. Dabei nimmt der Bedarfsträger eine zentrale Rolle ein und ist von Anfang bis Ende in den gesamten Prozess eingebunden, inklusive Verwertung und Verbreitung der Ergebnisse. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Herausforderung richtig verstanden, eine bedarfsgerechte Lösung entwickelt und die Erkenntnisse nachhaltig in die Organisation des Bedarfsträgers einfliessen.
Wir haben im letzten Beitrag die Entstehungsgeschichte der Innovationsräume VBS kennengelernt. Es handelt sich bei diesen Räumen nicht um physische Räume, sondern um Instrumente beziehungsweise Verfahren, die dazu dienen, Lösungen für bestehende Herausforderungen im VBS zu finden. Inspiriert wurden diese fünf Räume vom kanadischen Innovationsprogramm im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich namens «Innovation for Defence Excellence and Security (IDEaS)». Ziel des Programmes ist es, den Zugang des Verteidigungsministeriums zum kreativen Potenzial der kanadischen Innovatoren zu verbessern. Dabei sollen ihr Wissen und ihre Konzepte genutzt werden, um die Verteidigungsfähigkeit zu verbessern, wirtschaftliche Auswirkungen zu erzielen und letztlich ein Innovationsökosystem für die nationale Verteidigung aufzubauen. Von den frühen Stadien einer Idee bis hin zu den abschliessenden Tests in einer realen Umgebung mobilisiert IDEaS kanadische Innovatoren bei der Bewältigung von Herausforderungen in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit und arbeitet mit ihnen zusammen, um das Potenzial ihrer Technologie bestmöglich anzupassen, zu gestalten und zu maximieren. Kanada betreibt dieses Innovationsprogramm bereits erfolgreich seit 2017. Wie Du sehen wirst, hat uns das kanadische Programm inspiriert und die Umsetzung der Innovationsräume VBS nachhaltig beeinflusst.
In diesem Beitrag erfährst Du, welche Räume die Innovationsräume VBS konkret umfassen, wie die Wahl für einen jeweiligen Innovationsraum getroffen wird und welche Ziele mit den einzelnen Räumen verfolgt werden.
Der Bedarfsträger steht im Zentrum (Customer Centricity)
Am Anfang eines jeden Innovationsraumes steht immer ein konkreter Bedarf, das heisst eine Herausforderung, und nicht eine Lösung. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um eine interdisziplinäre und funktionsübergreifende Lösungsanalyse überhaupt durchzuführen zu können. Wurde eine entsprechende Herausforderung durch den Bedarfsträger identifiziert, kann sie bei armasuisse Wissenschaft und Technologie (W+T) eingereicht werden. Nach einer ersten armasuisse W+T internen Prüfung wird die Herausforderung, sofern sie sich für einen Innovationsraum qualifiziert, gemeinsam mit dem Bedarfsträger im Detail analysiert. Dabei wird der Bedarf nochmals geklärt und sofern erforderlich präzisiert, so dass am Ende allen Beteiligten klar ist, welche Herausforderung es unter welchen Rahmenbedingungen zu lösen gilt. Teil dieses Prozesses ist es auch, bereits verfügbare Lösungen zu identifizieren und nach ihrem Reifegrad für die Lösungserbringung zu beurteilen. Sind keine umfangreichen Marktkenntnisse verfügbar, soll bereits in dieser Klärungsphase die Industrie oder Akademie in den Prozess einbezogen werden können. Kommt der Bedarfsträger gemeinsam mit armasuisse W+T zum Schluss, dass keine der verfügbaren Lösungen den Bedarf ausreichend decken kann oder signifikante Entscheidungsgrundlagen fehlen, wird ein zur Lösung geeigneter Innovationsraum identifiziert. Der Bedarf sowie die Umsetzung über den jeweils identifizierten Raum wird anschliessend dem Innovationsboard V, einem Entscheidungsgremium in der Gruppe Verteidigung, präsentiert und die Umsetzung beantragt. Stimmt das Innovationsboard V dem Antrag zu, wird die Umsetzung des Innovationsraumes initiiert.
Die einzelnen Innovationsräume sind flexibel aufgebaut und decken unterschiedliche Phasen der Lösungsentwicklung ab. Dabei definiert das sogenannte Lösungsreifegradmodell den Beurteilungs- und Planungsrahmen. Der Reifegrad beschreibt dabei, auf welcher von neun Stufen sich eine jeweilige Lösung befindet oder wie weit man mit einer Lösungsentwicklung gehen möchte. Der Reifegrad reicht dabei von Stufe 1, dem Prinzip in Theorie, bis hin zur erfolgreichen Anwendung in der Einsatzumgebung auf Stufe 9. Jeder Raum hat dabei zur Lösungsfindung eigene Prozesse und Verfahren, um dem Bedarf entsprechende Erkenntnisse zu sammeln. Alle Innovationsräume haben jedoch eines gemeinsam: die gewonnenen Erkenntnisse werden nach Abschluss eines Raumes stets einer Verwertung überführt.
Die nachfolgenden Innovationsräume stellen den heutigen Startpunkt eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses dar. Denn nur wenn neue Erkenntnisse auch in die Ausgestaltung der Innovationsräume VBS einfliessen kann, kann die erforderliche operative Agilität und Wirkung sichergestellt werden.
Welche Innovationsprojekte bereits durchgeführt wurden, erfährst Du im nächsten Beitrag.
