Zum Hauptinhalt springen

MitteilungVeröffentlicht am 13. November 2024

Die Schweizer Verteidigung am Scheideweg. «Die Tür steht für uns noch einen kleinen Spalt offen.»

Am Donnerstag, 07. 11. trafen sich rund 280 Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie und Wirtschaft zur jährlichen Industrieorientierung und Herbstveranstaltung STA in der Mannschaftskaserne Bern. Urs Loher, eröffnete die Veranstaltung mit dem Referatstitel: «Es gibt noch viel zu tun!» CdA Thomas Süssli und Nationalrätin Priska Seiler Graf legten ihre Sichtweise über die derzeitige Rüstungsindustrie dar.

David Schenker, Führungsunterstützung, Strategischer Stab

Nach einem kurzen Rückblick auf die letztjährige Veranstaltung leitete Urs Loher seinen Weckruf ein. Der Referatstitel: «Es gibt noch viel zu tun!», wird von Urs Loher als Aufforderung an sich selbst, die armasuisse, aber auch an die Schweizer Industrie verstanden. Mit Blick auf die aktuelle Weltlage werde deutlich, dass jetzt Entscheidungen zugunsten eines starken Industrie Standortes Schweiz gefällt werden müssen. Die Glaubwürdigkeit der Schweizer Verteidigung stehe am Scheideweg, aber: «Die Tür steht für uns noch einen kleinen Spalt offen.»
Es stellt sich die Frage, ob die Schweiz ihre Rüstungsindustrie sowie Autonomie und Durchhaltefähigkeit aufrechterhalten möchte. Ein Weg aus bestehenden Abhängigkeiten wäre beispielsweise die Erhöhung der industriellen Kapazitäten, wodurch eine durchhaltefähigere Armee geschaffen werden kann. Dazu braucht es eine starke Schweizer Rüstungsindustrie. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt: Das nahe Ausland schläft nicht, teilweise wird bereits heute auf Kriegswirtschaft umgestellt.

« […] aus Sicht der NATO befinden wir uns in einer Vor-Kriegszeit in Europa – und nicht mehr im Frieden. Die nächste Stufe ist die Kriegswirtschaft.»

Konkret heisst das: Wir müssen der Welt, Europa, unseren Nachbarn und Partner zeigen, dass wir einen Plan haben aus Sicht Rüstung. Wir müssen verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Wir sollen als Teil des Ganzen gesehen werden und als Partnerin. So müssen wir in Vorleistung gehen, bevor der Konflikt bei uns ist. Ziel ist, eine effiziente, gemeinsame Beschaffung mit gleichzeitiger Sicherung der Lieferketten sowie die Identifizierung von Schlüsselgütern und deren Technologien aufzubauen. Die Interoperabilität und Interchangeability müssen verfeinert und vorangetrieben werden. Es ist notwendig, dass die Schweiz eine glaubwürdige Verteidigungsfähigkeit aufrechterhalten kann, um nicht abgehängt zu werden. Hierfür stellte der Rüstungschef einen 5-Punkte-Plan vor:

  • 1. Langfristige, verlässliche Rüstungsplanung (langjährige Partnerschaft und langjährige Verträge)
  • 2. Eingehen von nationalen und internationalen Partnerschaften und Rüstungskooperationen zwischen armasuisse/Armee und der Industrie
  • 3. Identifikation der (künftigen) Rüstungsschlüsselgüter und kritische Elemente in der Lieferkette
  • 4. Stärkung der RUAG zur Erreichung einer möglichst langen Durchhaltefähigkeit der Armee, inkl. Verfolgung und Absicherung der Lieferkette
  • 5. Verstärkte Teilnahme an internationalen Forschungsprogrammen

Mit den Worten von Charles Darwin: «Es ist nicht der Stärkste der überlebt, es ist auch nicht der Intelligenteste, es derjenige, der sich am besten und schnellsten an Veränderungen anpassen kann», übergab Urs Loher an KKdt Thomas Süssli.

Der Armeechef, KKdt Thomas Süssli, referierte zum Titel: «Es geht ums Ganze!» Der Armeechef führte die Besuche und Gespräche mit Litauen, Estland und Polen aus und informierte über die Bedrohung, welche von Russland ausgeht. Die Botschaft ist: «Wir dürfen nicht schwach sein. Wir müssen unsere Souveränität am Boden, Luft und Cyberraum verteidigen können.» Nach diesem aktuellen Beitrag zeigte der Chef der Armee die Strategie für den Aufwuchs der zukünftigen Schweizer Armee. Einerseits sollen die bereits vorhandenen militärischen Fähigkeiten adaptiv weiterentwickelt werden, hieraus sollen der Vorteil und dessen Chance aus dem technologischen Fortschritt genutzt werden. Andererseits sollen sowohl auf die internationale Zusammenarbeit wie auch Kooperationen noch mehr intensiviert und ausgebaut werden.

Frau Nationalrätin Priska Seiler Graf, Präsidentin der nationalrätlichen Sicherheitspolitischen Kommission, führte über die Thematik der Herausforderungen rund um die Rüstungsindustrie aus. Sie machte sich dafür stark, dass Lieferketten mehr geschützt und weniger Risiken eingegangen werden sollen. Ihre Botschaft im Zuge der immer stärkeren Blockbildung war: «Wir müssen entscheiden, mit wem wir Geschäfte machen wollen.» Hierbei zeigte sie auf, wie der Finanz- und Rohstoffhandelsplatz antiwestliche hybride und offene Kriege finanzieren würde. Der hohe Preis zahle am Schluss die Schweizer Industrie.