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MitteilungVeröffentlicht am 30. Mai 2024

Fanny Chollet schliesst die Ausbildung zur Testpilotin bei der U. S. Air Force erfolgreich ab

Fanny Chollet steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zur Testpilotin bei der U. S. Air Force. Somit kehrt sie bald in die Schweiz zurück und führt ihre Arbeit als Testpilotin bei der Flugerprobung bei armasuisse fort. Im Interview erzählt sie vom anspruchsvollsten Ausbildungsjahr ihrer Karriere.

Kaj-Gunnar Sievert, Fachbereich Kommunikation, Strategischer Stab

Das Bild zeigt die Testpilotin Fanny Chollet auf der Edwards Air Force Base der U.S. Air Force

Fanny, nächste Woche schliesst du deine Testpilotinnen-Ausbildung bei der U. S. Air Force erfolgreich ab. Was geht dir durch den Kopf?

Es war eine sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe viel gelernt und werde die Flüge über der Mojave Desert und die legendäre Edwards Air Force Base vermissen. Es war aber auch das anspruchsvollste Ausbildungsjahr meiner Karriere, sowohl vom Tempo als auch von den Anforderungen her. Der erfolgreiche Abschluss einer Testpilotenschule war eine Anforderung für meine Stelle als Testpilotin bei der armasuisse und ich bin zufrieden, dass diese Anforderung nun erfüllt ist.

Die Ausbildung dauerte rund ein Jahr. Wie darf ich mir die Ausbildung vorstellen? Welche Ausbildungsblöcke standen auf dem Programm?

Die Ausbildung besteht aus akademischen Kursen und Flugversuchen. Alle Flüge werden ausgewertet und wir lernen alle wichtigen Themen, die ein Testpilot kennen muss, wie zum Beispiel die Vorbereitung des allerersten Fluges eines neuen Flugzeugs, das Testen von kritischen Software-Updates oder der Funktionsfähigkeit eines Sensors. Wir lernen ebenfalls, die Flugversuche verständlich zu dokumentieren sowie Empfehlungen abzugeben. Die Ausbildung besteht aus drei Hauptteilen: «performance», «flying qualities» und «mission systems».

Welcher Ausbildungsblock oder Ausbildungseinheit war am herausforderndsten für dich und warum?

Die größte Schwierigkeit besteht darin, das Niveau über einen längeren Zeitraum zu halten. Es gibt keine Pausen, jede Woche gibt es eine schriftliche Prüfung, einen Testflug, der vorbereitet werden muss, oder einen Bericht, der abgegeben werden muss. Man kann dem Druck während des ganzen Jahres nie nachlassen.

In der Schweiz bist du mit allen Flugzeugtypen geflogen, die die Luftwaffe hat. Welche neuen Typen sind hinzugekommen und wie hast du sie erlebt?

Ich hatte die Chance, hier viele verschiedene Flugzeuge zu fliegen, denn es ist Teil der Ausbildung zum Testpiloten, verschiedene Flugzeugtypen beurteilen zu können und die Flexibilität dafür zu haben. Die Hauptflugzeuge waren der F-16, T-38 und C-12. Ich hatte auch die Möglichkeit, sogenannte «Qualitative Evaluation» durchzuführen und pilotierte unter anderem den C-17, P-51, F/A-18 Super Hornet und L-39. Mit zunehmender Erfahrung während des Programms lernt man, zu unterscheiden, was man unbedingt über ein Flugzeug und die Erprobung wissen muss, bevor man es sicher fliegen kann, wenn die Vorbereitungszeit begrenzt ist.

Ein Teil der Ausbildung war in Spanien. Wie kam es dazu und was hast du dort gemacht?

Während der Ausbildung besuchen wir andere Flugversuchseinheiten. Wir waren unter anderem an der US Navy Test Pilot School in Patuxtent River auf der Eglin Air Force Base und bei der CLAEX, der Flight Test Unit von der Spanischen Luftwaffe bei der Torrejón Air Force Base, Spanien. In Spanien sind wir auf dem CASA-101 geflogen und haben uns mit den Testpilotinnen und Testpiloten über ihre Missionen ausgetauscht.

Waren neben dir noch weitere ausländische Teilnehmende in diesem Kurs?

In der Regel gibt es nur zwei ausländische Teilnehmende pro Klasse an der U. S. Air Force Testpilotenschule. In meiner Klasse war noch ein kanadischer Flugversuchsingenieur dabei.

Du hast die Ausbildung abgeschlossen. Wie geht es nun weiter?

Ich kehre bald in die Schweiz zurück, wo ich meine Arbeit als Testpilotin bei der Flugerprobung armasuisse weiterführen werde.

Was hast du aus der Schweiz am meisten vermisst?

Meine Familie und meine Lieben. Der Zeitunterschied (9 Stunden) hat die Kommunikation manchmal erschwert und ich freue mich darauf, sie wiederzusehen.

Es war aber auch das anspruchsvollste Ausbildungsjahr meiner Karriere, sowohl vom Tempo als auch von den Anforderungen her. Man kann dem Druck während des ganzen Jahres nie nachlassen. Es gibt keine Pausen, jede Woche gibt es eine schriftliche Prüfung, einen Testflug, der vorbereitet werden muss, oder einen Bericht, der abgegeben werden muss.
Fanny Chollet, armasuisse, Testpilotin

Kurzporträt

Fanny Chollet (33) begann ihre fliegerische Laufbahn mit der erfolgreichen Absolvierung der fliegerischen Vorschule (SPHAIR) 2010. Nach der Matura schlug sie eine militärische Laufbahn ein, in deren Verlauf sie über verschiedene Stationen sowie militärischen und zivilen Ausbildungen zur Militärpilotin brevetiert wurde. Die heutige Hauptmann Chollet schloss im 2018 ihre Ausbildung auf der F/A-18 ab und stand als Berufsmilitärpilotin im Einsatz. Im Herbst 2022 schloss sie am Georgia Institute of Technology, USA ihren Masterstudiengang in Aerospace Engineering sowie einen Advanced Master in Aeronautics bei ISAE-SUPAERO in Toulouse, Frankreich, ab. Seit dem Wechsel zu armasuisse in 2021 ist sie als Testpilotin tätig.