«Die Flexibilität, welche jede und jeder zeigte, hat mich beeindruckt.»
Oskar Hollenstein ist Leiter Fachbereich Technik des Kompetenzbereichs Einkauf und Kooperationen. Seit 2013 leitet er zusätzlich das Projekt Modulares Bekleidungs- und Ausrüstungssystem für militärische Einsätze (MBAS). Dienstreisen innerhalb von Europa waren vor 2020 fester Bestandteil seines Berufs. Wie es um Dienstreisen zu Zeiten von Corona steht und welche Herausforderungen im Projekt gemeistert werden mussten, erfahren Sie im Interview.
Ryf Lea, Fachbereich Kommunikation, Ressourcen und Support

Herr Hollenstein, wie haben Sie die Zusammenarbeit im Team und mit den Industriepartnern während der Corona Pandemie erlebt?
Die Umstellung von physischen Sitzungen zu Skype-Sitzungen war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Es zeigte sich aber rasch, dass viele Themen durchaus mit Skype-Sitzungen besprochen werden können. Das Team hatte wenig Schwierigkeiten. Mit der Industrie habe ich dasselbe erlebt
Wie oft verreisen Sie pro Jahr im Normalfall dienstlich und zu welchen Zwecken? Und wie oft verreisten Sie im Jahr 2020?
Drei bis vier Dienstreisen innerhalb von Europa waren üblich. Einerseits zwei Sitzungen mit Vertretern anderer Nationen in einer Untergruppe der NAAG (NATO Army Armaments Group), in welcher ich die Schweiz vertreten darf. Andererseits zu Fachmessen, um Lieferanten und Firmenvertreter zu treffen. Der Vorteil dieser Fachmessen ist, dass viele Lieferanten in sehr kurzer Zeit besucht werden können.
2020 verreiste ich nicht. Da wir uns im Projekt MBAS in den Vorbereitungen für die Beschaffungen, sprich Ausschreibungen, befanden, waren Dienstreisen zu diesem Stadium des Projekts MBAS nicht vonnöten.
Wie wurden geplante physische Treffen umorganisiert?
Die Vorbereitung der Online-Treffen und die interne Abstimmung waren noch genauer vorzunehmen, als dies bei Sitzungen mit physischer Anwesenheit nötig war. Es handelte sich beispielsweise um Auftragsbesprechungen mit Lieferanten von Gewebe mit Tarndruck.
Worin sehen Sie dabei die Vor- und Nachteile?
Ähnlich wie bei Homeoffice entfallen die An- und Rückreisen. Dies ist zeitlich sicherlich ein Vorteil. Die Gespräche, welche nebenher geführt werden und auch wichtig sind, fehlten allerdings. Man hört die Teammitglieder, aber das Sehen wäre ebenso wichtig.
Inwiefern haben die Schutzmassnahmen die Projektplanung zum MBAS (modulares Bekleidungs- und Ausrüstungssystem für militärische Einsätze) beeinflusst?
Im Projekt musste ein Teil der für den Frühling geplanten Verifikationsversuche in den Sommer verschoben werden, da Komponenten von Unterlieferanten nicht mehr rechtzeitig geliefert werden konnten. Die gleichzeitig stattgefundenen Vorbereitungen der Ausschreibungen konnten glücklicherweise weitergeführt werden.
Informationen zum Projekt MBAS
MBAS wurde mit dem Rüstungsprogramm 18 bewilligt und umfasst die neue Ausrüstung des AdA (Angehörigen der Armee), welche Bekleidung, ballistischen Schutz, Taschen und Rücksäcke umfasst. Es ist geplant, dass die Einführung ab 2022 erfolgen wird.
MBAS wird die Kampfbekleidung 90/06 (Tenu C), die Grundtrageinheit 90, den Kampfrucksack 90 und die Schutzweste 96 ablösen. Die neue Bekleidung und Ausrüstung bringt Optimierungspotenzial in Bezug auf Ergonomie und Thermophysiologie, was sich leistungssteigernd auswirkt.
Das bewährte Zwiebelschalenprinzip der Kampfbekleidung 90/06 wird beibehalten. Dies bedeutet, dass es dem AdA weiterhin möglich sein soll, die eigene Bekleidung den Temperatur- und Witterungsverhältnissen anzupassen. Dank den modular verwendbaren Bestandteilen, wie Taschen und Schutzplatten, können Bekleidung und Ausrüstung einsatzspezifisch ausgelegt werden.
Welches war die grösste Herausforderung in der ganzen Situation?
Im Projekt die enge Abstimmung der einzelnen Aktivitäten und Personen. Man sah sich im Multispace Office nicht mehr. Ein aktives Kontaktieren per Skype musste ich mir zuerst «angewöhnen».
Was nehmen Sie aus der Erfahrung mit, wenn sich die Lage, hoffentlich bald, normalisiert?
Die Flexibilität, welche jede und jeder zeigte, hat mich beeindruckt. Da war von einer klassischen Verwaltung wenig zu spüren.
Kurzporträt
Oskar Hollenstein (55) ist Chemiker HTL und trat 2004 in die armasuisse ein. Davor war er in verschiedensten Funktionen in der Chemie- und Kunststoffindustrie tätig. Er leitet den Fachbereich Technik des Kompetenzbereichs Einkauf und Kooperationen. Seit 2013 leitet er zusätzlich das Projekt Modulares Bekleidungs- und Ausrüstungssystem für militärische Einsätze (MBAS).