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Cyber-Defence Campus vergibt erstes Postdoc-Fellowship

Das erste Postdoc-Fellowship (Distinguished Postdoctoral Fellowship, DDF) des Cyber-Defence Campus (CYD) wurde an Dr. Dimitri Percia David vergeben, einen Postdoktoranden, der am Institut für Informationswissenschaft der Universität Genf (UNIGE) forscht. Im Zentrum seiner Arbeit werden die Technologiefrüherkennung und das Markt-Monitoring für den Bereich Cyber-Defence stehen.

09.09.2020 | Fachbereich WTC4I, Alain Mermoud

Dr. Dimitri Percia David, der erste Postdoc-Fellow
Dr. Dimitri Percia David, der erste Postdoc-Fellow

Im Januar 2019 gab das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) grünes Licht für die Einrichtung des CYD Campus, für den die Verantwortung bei armasuisse Wissenschaft und Technologie (W+T) liegt. Ziel des Campus ist es, Cyber-Risiken zu antizipieren und zu beseitigen. Zu diesem Zweck sowie zur Förderung der Forschung und Ausbildung im Bereich Cyber-Verteidigung wurden unter anderem verschiedene Fellowships eingeführt: Diese «CYD Fellowships» des «Talent Program for Cyber-Defence Research» werden im Rahmen einer Kooperation zwischen EPFL und CYD Campus vergeben.

Das CYD Fellowship Program ermittelt und fördert nicht nur herausragende Masterstudierende, sondern auch exzellente Doktoranden und Postdoktoranden. Die Fellowships werden an junge Talente vergeben, die mit ihrer Forschungsarbeit einen Beitrag zum Schutz vor Cyber-Risiken leisten wollen. Voraussetzung für den Erhalt eines solchen Fellowship ist unter anderem, dass die zukünftigen Stipendiaten und Stipendiatinnen an einer Schweizer Universität eingeschrieben sind. Die jungen Wissenschaftler arbeiten im Rahmen ihrer Forschungsprojekte in einem der drei Bürogebäude des CYD Campus eng mit den Cyber-Experten von armasuisse W+T zusammen. Im Juli 2020 wurden die ersten Fellowships vergeben. Das erste DDF-Fellowship ging an Dr. Dimitri Percia David, der sich seit August im CYD Campus der EPFL dem Technologie- und Markt-Monitoring widmet. Es folgt ein kurzes Interview mit Dr. Dimitri Percia David.

Dr. Percia David, wie fühlt es sich an, erster Postdoc-Fellow des CYD Campus zu sein?

Es ist eine grosse Ehre, als erster Wissenschaftler mit einer Distinguished Postdoctoral Fellowship des CYD gefördert zu werden. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Experten im CYD Campus und hoffe, dass ich mit meinen Netzwerk- und quantitativen Analysen im Bereich der Cyber-Verteidigungstechnologien einen Beitrag zur Systematisierung unserer Früherkennung leisten kann. Mein Ansatz wird hoffentlich auch zu einer grösseren Investitionssicherheit bei den Cyber-Defence-Technologien beitragen.

In welchem Bereich forschen Sie?

Ich habe an der Universität Lausanne über Informationssysteme promoviert. In meiner Dissertation bin ich der Frage nachgegangen, welche Ressourcen es braucht, um kritische Infrastrukturen gegen Cyber-Angriffe zu schützen – d. h. den Ausfall von Informationssystemen der für eine Gesellschaft kritischen Dienste zu verhindern, ihn zu entdecken und ihm zu entgegnen. Mein Beitrag besteht aus drei Bausteinen: erstens einem Modell, das den Effekt disruptiver Technologien auf die optimale Investitionshöhe für Cyber-Sicherheitssysteme prognostiziert und uns damit hilft, die wirksamsten Technologien auszuwählen; zweitens aus einem Rahmenwerk für die Rekrutierung der wenigen verfügbaren IT-Spezialisten und drittens aus einem Modell, mit dem wir implizites Wissen im Zusammenhang mit der Cyber-Sicherheit erfassen können. Meine Dissertation enthält auch Empfehlungen und eine Agenda für zukünftige Forschungsarbeiten.

Was ist Ihre Aufgabe im CYD Campus?

Als CYD Distinguished Postoctoral Fellow werde ich mich auf die Prognose technologischer Entwicklungen und auf die Beobachtung des Cyber-Defence-Marktes konzentrieren. Ich möchte die Schwarmintelligenz von Netzwerken analysieren und Prozesse in komplexen Systemen kaskadieren. Mein Ziel ist es, die Produktionsnetzwerke  sowie die Struktur und Dynamik der Innovationen, die dem Hype-Cycle der Cyber-Defence-Technologien zugrunde liegen, mithilfe eines Ansatzes, der sowohl physikalische als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt, zu untersuchen und zu modellieren.

Warum ist es für die Cyber-Verteidigung so wichtig, technologische Entwicklungen vorauszusehen?

Ökonomisch gesehen, erhalten Unternehmen durch die Technologiefrühaufklärung die Möglichkeit, Chancen und Risiken, die von technologischen Entwicklungen ausgehen und sich auf ihr zukünftiges Wachstum und ihr Überleben auswirken können, rechtzeitig zu erkennen. Wie die Nationale Strategie zum Schutz der Schweiz vor Cyber-Risiken unterstreicht, ist die frühzeitige Erkennung von technologischen Trends ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung der Schweizer Cyber-Defence.

Was werden Sie zuerst angehen?

Ich freue mich darauf, unsere Cyber-Defence durch den Einsatz von Data-Science-Techniken, kombiniert mit Methoden und Techniken aus dem Finanz- und Handelssektor – in dem ich drei Jahre als Datenanalyst tätig war – zu verbessern. Die ersten Ergebnisse meiner Arbeit sollen der Öffentlichkeit am dritten November im Rahmen einer CYD Campus-Konferenz im SwissTech Convention Center der EPFL vorgestellt werden.

Als Mitverantwortlicher für das Programm der 16. International Conference on Critical Information Infrastructures Security (CRITIS) bereite ich ein spezielles dreitägiges Programm vor, das im SwissTech Convention Center der EPFL zum Thema «Technologiefrüherkennung, Trend-Monitoring, -Prognosen und -Scouting zum Schutz von Informationsinfrastrukturen» stattfinden wird.

 

Die CYD-Fellowships stehen allen Studierenden an Schweizer Universitäten offen. Bewerbungen können zweimal jährlich eingereicht werden.


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