Abwehr von Mini-Drohnen in Bure und Payerne: Die Grenzen der Drohnenabwehrtechnologie aufzeigen
Im November 2023 wurden über vier Wochen in Bure und Payerne Prinzipversuche zur Abwehr von Mini-Drohnen durchgeführt. Drohnenabwehrsysteme von zwei Firmen wurden im Verlauf der Versuche auf Herz und Nieren geprüft, um die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit aufzuzeigen. Dabei konnten Erkenntnisse zum Stand der Drohnenabwehrtechnologie gewonnen und damit auch ein wertvoller Beitrag zum laufenden Beschaffungsvorhaben geleistet werden.
Sarah Trösch, Fachbereich Innovation und Prozesse und Joe Boucher, Fachbereich Forschungsmanagement, Kompetenzbereich Wissenschaft und Technologie

Die Prinzipversuche wurden von armasuisse Wissenschaft und Technologie (W+T) in Zusammenarbeit mit Kompetenzbereich Führungs- und Aufklärungssysteme und der RUAG organisiert. Zwei Anwendungsfälle der Drohnenabwehr wurden geprüft: Zuerst der Schutz eines Gebäudes in einem urbanen Gebiet im Übungsdorf Nalé in Bure. Anschliessend der Schutz eines Flugplatzes auf dem Militärflugplatz Payerne. Dies ermöglichte einen Einblick in die Herausforderungen, welche unterschiedliche Umgebungen und Wirkungsreichweiten für Drohnenabwehrsysteme mit sich bringen.
Die Versuche zur Abwehr von Mini-Drohnen fanden während vier Wochen im November und Dezember 2023, jeweils zwei Wochen in Bure und zwei in Payerne, statt. Die Versuche wurden im Rahmen eines Beschaffungsvorhabens zur Schliessung der Fähigkeitslücke bei der Abwehr von sogenannten Mini-Drohnen durchgeführt.
Als «Mini-Drohnen» werden in der Schweiz unbemannte Flugzeuge mit einem maximalen Startgewicht zwischen 2 und 20 kg bezeichnet. Sie haben normalerweise eine Reichweite von bis zu 25 km und eine maximale Flughöhe von rund 900 Meter. Einzelne Modelle können auch höher oder länger fliegen.
«Command and Control» im Fokus
Neben der Suche nach einem geeigneten Mittel für den Schutz gegen Mini-Drohnen, ging es unter anderem auch um einen Erfahrungsgewinn, um die Expertise über Drohnenabwehrsysteme aufzubauen. Die C2-Systeme (Command and Control), sprich die Führungssysteme, standen im Mittelpunkt. Es ging darum, wie geschickt die C2-Systeme die Informationen von ihren Sensoren kombinieren und wie effizient sie die Ergebnisse für den Bediener anzeigen, um eine rechtzeitige Abwehr der Drohne durchzuführen. Da sich einige Sensor- und Effektortechnologien noch in der Entwicklung befinden, wurde der Schwerpunkt auf ein effektives C2-System gelegt, das den Kern bildet. So können neue Subsysteme integriert werden, sobald sie ausgereift sind, und das Drohnenabwehrsystem bleibt auf dem neuesten Stand. Darüber hinaus wurden die einzelnen Sensoren und Effektoren der Drohnenabwehrsysteme in spezifischen Testszenarien untersucht.
Einen realistischen Eindruck gewinnen
Ein wichtiger Teil des Erfahrungsaufbaus bestand darin, zu definieren, wozu die Drohnenabwehrsysteme fähig sind. Um dies zu definieren, entwickelte das Red-Team eine Reihe von «Missionen» für Drohnenflüge, die sich in ihrer Komplexität unterschieden. Die einfachsten Missionen waren so konzipiert, dass das Abwehrsystem die Drohne erkennen und Abwehrmassnahmen ergreifen konnte. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad wurden die Missionen so gestaltet, dass sie die Schwächen der Sensoren ausnutzten und die Detektion und Abwehr erschwerten. Dazu setzte das Red-Team eine Reihe verschiedener Drohnen ein, von handelsüblichen Quadcoptern bis hin zu selbstgebauten Starrflüglern. Um einen Überblick über die beiden C2-Systeme während der Versuche zu erhalten, wurden beide Systeme aufgezeichnet, um einen 1:1-Vergleich ihrer Leistung während jeder Mission zu ermöglichen und um wichtige Fälle für eine spätere Überprüfung zu dokumentieren.
Drohnenabwehrsysteme bestehen aus drei Hauptkomponenten: erstens aus der Sensorik, beispielsweise eine Mischung von Radar, Radio-Frequenz-Peiler, und Kameras, zweitens dem C2-System (Command & Control) als Kernsystem, welche Sensorinformation fusioniert und an die Effektorik weiterleitet, drittens Effektorik, um die kinetische oder nicht-kinetische Abwehr der Drohne sicherzustellen.
Abschliessendes Fazit – Richtungsweisung im Beschaffungsvorhaben
Während der Versuche konnte sich das Versuchsteam ein realistisches Bild davon machen, wo die Entwicklung von Drohnenabwehrsystemen bei den beiden eingeladenen Firmen derzeit steht. Die gewonnenen Erkenntnisse leisten wichtige Entscheidungsgrundlagen für das Fortsetzen des Beschaffungsvorhabens.
